„Wir werden nie wieder in einer nicht-digitalen Welt leben“, sagte der Präventionsbeauftragte am Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg, Stefan Richter, kürzlich an einer Internatsschule. Umso wichtiger ist es, digitale Sicherheit und Medienkompetenz möglichst früh gezielt zu fördern, um einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Technologien zu gewährleisten.
Smartphone in der einen, Laptop in der anderen Hand – für viele Jugendliche ist das heute Alltag. Zwischen Social Media, Streaming-Diensten und Online-Games verschwimmen oft Grenzen zwischen Realität und digitaler Welt. Für Eltern wird es immer schwieriger, den Überblick zu behalten und ihre Kinder in der Mediennutzung zu begleiten. Internate bieten hier eine wertvolle Unterstützung: Statt reiner Kontrolle steht in der Internatspädagogik die Förderung von Medienkompetenz im Mittelpunkt.
Internate schaffen einen geschützten Raum, in dem junge Menschen den Umgang mit digitalen Medien verantwortungsvoll lernen können. Technische Maßnahmen wie administrierte Netzwerke mit zeitlich eingeschränktem Internetzugang und altersgerechten Filterfunktionen sind dabei kein Selbstzweck, sondern Rahmenbedingungen für einen reflektierten Umgang mit digitalen Angeboten. In begleiteten Workshops und im Unterricht nutzen die Schüler digitale Angebote sinnvoll und setzen sich mit Themen wie Cybermobbing, Cyberkriminalität, Datenschutz und Fake News auseinander. Sie lernen von den Lehrkräften, wie man seriöse von fragwürdigen Quellen unterscheidet und wie man sich selbstbewusst, sicher und respektvoll in digitalen Räumen bewegt.
Internatspädagogen begleiten die Jugendlichen auch außerhalb der Schulzeit auf Augenhöhe und sorgen so für eine ausgewogene Mischung bei der Nutzung digitaler Angebote. Internate schaffen bewusst analoge Zeiten und Orte: ob beim gemeinsamen Abendessen, im Sport, bei Ausflügen oder in Projektwochen. Diese medienfreien Inseln stärken nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern bieten Jugendlichen wichtige Erfahrungen jenseits des digitalen Dauerrauschens. Sie feiern Erfolgserlebnisse und steigern ihr Selbstvertrauen, indem sie sich freiwillig für die Gemeinschaft einsetzen.
So nehmen Internate ihre erzieherische Verantwortung ernst und werden zu echten Partnern der Eltern – mit klaren Strukturen, pädagogischer Begleitung und viel Erfahrung im Umgang mit den Herausforderungen der digitalen Welt. Statt digitaler Verwahrlosung erleben Jugendliche hier digitale Bildung mit Haltung.
Autoren:
Stephanie Wetzig – Zinzendorfschulen
Andreas Schultz – Stiftung Louisenlund